Gute Vorträge versus heiße Luft

Der ehemalige IBM-Chief Technology Officer Gunter Dueck ist ein inspirierender und erfahrener Vortragsredner. In seinem gerade erschienenen Buch „Das Neue und seine Feinde. Wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen“ berichtet er auch über die Konzeption und die Typologie der Referenten und Teilnehmer bei Kongressen.

Konferenzen bieten, so Dueck in seinem aktuellen Buch Das Neue und seine Feinde, als Agenda Visionen neuer Produkte oder Technologien und berichten über die positiven Erfahrungen mit ihrer Umsetzung. Wobei aber auch negative Erfahrungen den Teilnehmern Tipps zur Fehlervermeidung geben.

Auf Kongressen werde im besten Fall über neue Produktentwicklungen berichtet. Konferenzen, so Dueck, sind in den meisten Fällen „an einem Schnittpunkt zwischen den Early Adopters“, also denen, die neue Produkte bereits erproben, und „den OpenMinds angesiedelt“, letztere für diejenigen, die sich für neue Dinge interessieren. Die „Early Adopters der Unternehmen“ kommen zu Konferenzen, um „Inspirationen zu suchen“, „OpenMinds der Unternehmen wollen klären, was sich schon wirklich bewährt hat.“ Viele Teilnehmer seien auch nur Mitarbeiter von Beratungsunternehmen auf der Suche nach den neuesten Trends, die sie später ihren Kunden dann als Expertenwissen weiterverkaufen wollen.

Zwar sind Visionäre oft auf Veranstaltungen anzutreffen, doch diese sind meist enttäuscht, weil es so wenig Neues gibt. Auch OpenMinds sind häufig enttäuscht, denn das Neue ist ihnen oft nicht konkret genug, weil es noch nicht umsetzbar für ihre Praxis sei. Konferenzorganisatoren heuerten deshalb gegen diese Enttäuschungen berühmte Keynote-Speaker an, die Begeisterung verbreiten, auch die Abendveranstaltungen und eine erlebnisorientierte Pausengestaltung tun ein Übriges. Doch deshalb gehen Menschen ja nicht auf Kongressen. Warum also sollten sie es tun?

Die Protagonisten oder Early Adopters wollen natürlich für ihre neuen Produkte Aufmerksamkeit bei den OpenMinds erzeugen, aber auch detaillierte und produktive Kritik mitnehmen. Die OpenMinds wiederum wollen keine Entwicklungen verpassen, allerdings benötigen sie konkret umsetzbare Hinweise, die nur selten auf Veranstaltungen zu bekommen sind. Viel größer ist die Gefahr „heisser Luft“, denn die Innovationen sind oft gerade erst im Entstehen begriffen, brauchen eine Phase der Akzeptanz und werden dennoch oft aus unternehmerischen Gründen als „fertige Produkte“ gehypt. Doch Marketing, so Dueck, „ist ja auch wirklich heisse Luft, wenn kein echtes Produkt als Substanz dahintersteht“. Hier kommt es vor allem auf die Qualität der Präsentation an, ob der Präsentierende in der Lage ist, eine Inspiration zu bieten und mit seinen Zuhörern ins Gespräch zu kommen und Feedback zu erhalten. Letzteres vor allem lohnt den Aufwand einer Kongressteilnahme, dazu kommen die Möglichkeiten des persönlichen Austauschs, der Kontaktpflege und des leichteren Zugangs zu Entscheidern der Unternehmen.

Fazit: Eine Konferenz sollte den persönlichen Austausch, die Kontaktpflege, den Zugang zu Entscheidern und einen Erfahrungsaustausch mit Experten bieten, die eigene Bekanntheit lässt sich durch einen inspirierenden Vortrag erhöhen, Teilnehmer können an aktuellen Entwicklungen teilhaben und bekommen einen Wissenvorsprung. Gute Vorträge dürfen weder eine werbliche noch eine zu theoretische Ausrichtung haben, sondern sie sollen neue Ansätze und Erfahrungen aufzeigen und das Publikum zum Wissensaustausch und kontroversen Debatte einladen.

Das Neue und seine Feinde, Gunter Dueck
Quelle: Foto flickr Seb – „Don’t Get Angry, Get Creative“ von Marc Thiele

1 Kommentar

Hinterlassen Sie einen Kommentar