08 Jan Konferenzen sind weit mehr als reine Wissensvermittlung
Warum besucht ihr überhaupt Vorträge? Weil ihr dort wirklich Neues erfahrt oder könntet ihr dieses Wissen nicht auch aus anderen Quellen bekommen? Aus Fachzeitschriften, Büchern oder dem Internet? Sind Vorträge vielleicht doch mehr als nur Wissenserwerb?
Ich gestehe: Ich gehe gern auf Konferenzen und andere Events und das nicht nur, weil ich mich beruflich damit beschäftige. Die Teilnahme ist für mich kein reiner Wissenserwerb, auch wenn das natürlich der Hauptzweck bleibt. Ein Konferenzbesuch ist als „Brain-Food“ eine kreative Auszeit vom Büroalltag. Ich komme in eine andere Umgebung, treffe bekannte und unbekannte Menschen, und erlebe frisches Praxiswissen von Experten, was mir Beiträge aus Büchern oder Zeitschriften in dieser Form nicht bieten können. Ich freue mich über neuen Input und den persönlichen Austausch mit anderen. Im Gegensatz zum Lesen kann ich mich mit den anderen Teilnehmern direkt dazu austauschen und diskutieren.
Problemlösungen satt Wissen anhäufen
Die Informationen werden durch das Internet vielfach zugänglich. Häufig benötigen die Einzelnen jedoch einen aktiven Austausch mit anderen, um besser zu verstehen, wie sie das neu erlernte Wissen praktisch nutzen und umsetzen können. Diese praktische Anwendung erreichen Artikel oder technologische Tools nicht in vergleichbarer Weise so erfolgreich. Meiner Ansicht nach werden menschliche Eigenschaften wie Neugier und Kreativität oder der spielerische Umgang künftig wichtiger, ebenso wie Sozialkompetenz oder die Fähigkeit Probleme zu lösen. Gerade die Problemlösung lässt sich leichter gemeinsam umsetzen, wie beispielsweise bei Vorträgen oder Workshops und auch weil viele Menschen mit anderen Menschen besser zusammen lernen.
Kürzlich las ich von einem Seminar-Angebot für Führungskräfte, in dem diese ein gemeinsames virtuelles Unternehmen betreiben. Dabei können Teilnehmer in unterschiedlichen Rollen, vom Geschäftsführer, bis Projektleiter oder Experten, zusammen Lösungen für ihre Praxisthemen entwickeln und sie werden dabei vom Seminarleiter unterstützt. Das Konzept finde ich überzeugend, denn die Verantwortung für das Lernen liegt bei den Teilnehmern selbst und ihre Neugierde auf Neues wird unterstützt und macht allen Beteiligten Lust auf Veränderung. Menschen lernen spielerisch häufig leichter und erhalten anwendbares Wissen, wenn sie an ihren Fragen selbst arbeiten können und bei Interesse mit im Dialog Reflektion, Input oder Handlungsalternativen bekommen.
Lebenslanges Lernen ist die Zukunft
Mit Blick auf die künftigen Anforderungen unserer Arbeitswelt wünsche ich mir, dass es parallel zur Kultur des Lesens so etwas wie eine Kultur von Veranstaltungsbesuchen geben wird, die Menschen diese wunderbare Form des Wissenserwerbs ohne Schwellenangst oder andere Hindernisse nahebringt. Schließlich sollen bis 2030 weltweit 375 Millionen Arbeitnehmer aufgrund des Technologiewandels eine Weiter- und Fortbildung benötigen, so die Unternehmensberatung McKinsey in einer Studie. Fort- und Weiterbildung wird also noch viel stärker als bisher unser Leben bestimmen, denn Lebensläufe mit „25 Jahren Ausbildung und 40 Jahren Arbeit bis zur Rente“ gibt es immer weniger. Lebenslanges Lernen neben der Arbeit, also permanente Weiterbildung, heißt künftig die Devise. Schon heute verlieren die Menschen 30 Prozent ihrer Kompetenzen innerhalb von vier Jahren. Beispielsweise war eine Programmiersprache früher etwa zehn Jahre gültig, heutzutage arbeiten indische Programmierer aktuell mit einer Programmiersprache und lernen parallel bereits drei neue.
Weiterführende Links:
Ohne Weiterbildung werden Sie keine Chance haben, Frankfurter Rundschau
Weiterbildung der Zukunft: Trends, Formate und Inhalte, Wirtschaft + Weiterbildung
Fotos: Euroforum live, Lego Session; re:publica, Renate Eck privat
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