Erik Händeler: Die Zukunft der Wirtschaft

Wirtschaft ist etwas zutiefst kulturelles. Die Irrwege, die einige Wirtschaftswissenschaftler beschreiten, in dem sie Wirtschaft auf Geld und andere monetäre Indikatoren reduzieren, können reale Ereignisse wie Krisen und wirtschaftlichen Aufschwung oftmals nur unzureichend beschreiben. So sieht es der Zukunftsforscher und Referent Erik Händeler, der seine Aussagen vom russischen Wirtschafts-wissenschaftler Nikolai Kondratieff, auch Kondratjew, ableitet. Der mehrfache Buchautor, u.a. Die Geschichte der Zukunft, beschäftigt sich seit 1993 mit der Theorie der langen Konjunkturwellen. Diese besagt, dass Wirtschaft zu bestimmten Zeiten von grundlegenden Erfindungen angetrieben wird, die aber gleichzeitig auch die Art verändern, wie sich eine Gesellschaft organisiert. Die langen Konjunkturzyklen sind gesamtgesellschaftliche Strukturzyklen.

Der Aufstieg von Großbritannien und der Sowjetunion zur Großmacht, die Industrialisierung von Großbritannien, die Etablierung von Japan als Hightech-Standort – all diese Prozesse lassen sich nach Händeler auf den mutigen Einsatz von Technologie und Ressourcen zum richtigen Zeitpunkt zurückführen. Die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels, wie zum Beispiel die Investition in die Entwicklung der Dampfmaschine, die die englische Wirtschaft vorantrieb, ergab sich nicht aus der puren Verfügbarkeit neuer Technologie. Hierzu musste die Zeit erst reif sein, um den Technologieeinsatz sinnvoll zu machen. Und “reif” bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Gesellschaft am Ende eines Zyklus stehen muss um bereit für den Wandel zu sein. Kondratieff argumentiert, dass Strukturzyklen, sogenannte “lange Wellen” nicht auf der Verfügbarkeit der Dinge aufbauen, sondern auf deren Knappheit. Wenn Ressourcen knapp werden, müssen Modelle und Wege erschlossen werden, die das Anpassen an die wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation ermöglichen. Die Notwendigkeit des richtigen Umgehens mit einer Knappheit wird somit zum entscheidenden Momentum des Wandels.

Händeler stellt sich gegen die mechanischen Theorien, die Ökonomen der Gesellschaft auferlegen; für ihn sind alle Wirtschaft, nicht nur die Entscheider. Er hinterfragt den “homo oeconomicus” und die Berechenbarkeit menschlichen Handelns, die hinter diesem Paradigma steht: “Das Problem ist nur, dass menschliches Handeln nicht mit Äpfeln gleichzusetzen ist, die, der Erdanziehung wehrlos ausgeliefert, vom Baum fallen. Wenn zwei Billardkugeln aufeinanderprallen, kann man die abgegebene Energie und die weitere Laufrichtung be rechnen, weil dies Naturgesetzen folgt. Aber was wäre, wenn sich Billardkugeln darüber unterhalten und selber entscheiden könnten, in welche Richtung sie wollen?”


Fachbücher und weiterführende Links:

» Die Geschichte der Zukunft, Brendow-Verlag, 7. Auflage 2009

» Kondratieffs Welt, Brendow-Verlag2005, 4. Auflage 2009
» Warum wird uns die Krise auf eine höhere Stufe des Wohlstandes tragen? Warum – 22 Fragen an Top-Referenten, Nadine Buschhaus Hrsg. gabal Verlag 2010

» Gesundheit wird zum Wachstumsmotor, Friedrich Merz (Hrsg.), Wachstumsmotor Gesundheit: Die Zukunft unseres Gesundheitswesen. Hanser Verlag 2008

» Der Wohlstand kommt in langen Wellen (Hörbuch)

» Keynotes Erik Händeler zu den Themen: Geschichte der Zukunft in Arbeit, Wirtschaft, Politik, Gesundheit, Kirche und Gesellschaft, mit aktuellen Forschungen und Trends

» Zehn Videos, ein Gespräch: Erik Händeler über den Kondratieff-Zyklus, lutzlandblog

» Interview: Wir sind am Wendepunkt, Cash-Print, September 2009

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1 Kommentar
  • Pingback:Mit 70 Blogbeiträgen durchs Jahr 2010 | eck marketing
    Veröffentlicht: 15:01h, 05 März

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