27 Jun Warum auch Mitarbeiter an ihrer Personenmarke arbeiten sollten
Mitarbeiter sind im Regelfall in ihrem Unternehmen fest angestellt und müssen nicht wie Selbstständige oder Freiberufler regelmäßig Aufträge akquirieren, wobei eine gut sichtbare Personenmarke sehr hilfreich ist. Warum sollte Selbstmarketing für Angestellte trotzdem ein Thema sein und welches Interesse könnten Unternehmen an entsprechenden Aktivitäten ihrer Mitarbeiter haben?
Digital Media Woman Themenabend München 2018„Beruflicher Erfolg ist nun mal zu 30 Prozent eine Frage des Selbstmarketings.“ meint Jochen Mai und der sollte es wissen, denn er betreibt mit karrierebibel.de seit vielen Jahren erfolgreich eines der größten Job- und Bewerbungsportale in Deutschland.
Auch die Personalexpertin Nicola Ohlenbusch ist davon überzeugt, dass Mitarbeiter Selbstmarketing betreiben sollten, was für sie heißt, „die eigenen Stärken zu kennen und auch darzustellen – online wie offline.“
Ich wollte von ihr gern wissen, warum Mitarbeiter Selbstmarketing betreiben und weshalb ihre Unternehmen sie dabei unterstützen sollten.
Nicola Ohlenbusch: „Mit Selbstmarketing wird das Ziel verfolgt, die eigene Persönlichkeit als Marke zu etablieren und sichtbar zu machen. Dabei geht es um die bewusste Betonung der eigenen Stärken. Herausgearbeitet werden besondere Eigenschaften, Fähigkeiten oder Kompetenzen, für die die Person in ihrem sozialen Umfeld steht. Es wird quasi das Einzigartige, das die Person ausmacht, erarbeitet und betont – marketingsprachlich der Unique Selling Point der Person.
Nach meiner Einschätzung gibt es verschiedene Gründe, warum Mitarbeiter Selbstmarketing betreiben sollten. Und auch Unternehmen können die Aktivitäten ihrer Mitarbeiter in den sozialen Netzwerken, die ja häufig für das Selbstmarketing eingesetzt werden, nicht einfach ausblenden.
Für Mitarbeiter finde ich es legitim und wichtig Selbstmarketing zu betreiben, also die eigenen Stärken zu kennen und auch darzustellen – online wie offline. Geeignet sind vor allem Profile in den Business-Netzwerken Xing und Linked-In und in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram und Twitter. Dabei würde ich jedem Arbeitgeber raten, Mitarbeiter bei ihren Online-Aktivitäten aktiv zu unterstützen. Jeder Arbeitgeber profitiert schließlich davon, wenn er medial-kompetente Mitarbeiter on board hat.
Über seine Mitarbeiter hält das Unternehmen den Kontakt zu den Märkten, deren Entwicklungen immer rasanter und schnelllebiger werden. Insofern hilft es sowohl dem Unternehmen als auch dem Mitarbeiter, wenn diese über ihr Fachgebiet gut informiert und vernetzt sind. Die Mitarbeiter sind up-to-date und auch die Unternehmen sind am Puls der Zeit.
Viele Unternehmen setzen im Zusammenhang mit dem Employer Branding ja bereits auf eigene Mitarbeiter als Influencer bzw. Markenbotschafter für das Unternehmen. Otto hat beispielsweise 100 Mitarbeiter geschult, um sie zu Jobbotschaftern zu machen. Es wurde ein spezielles Trainingsprogramm aufgelegt, mit dem Social Media Kompetenzen, aber auch ganz klassische Themen wie beispielsweise Gesprächstechniken geschult wurden. Dieses spannende Programm kann auch für andere Unternehmen eine Anregung sein, denn die geschulten Mitarbeiter sind nicht nur kompetente Vertreter des Unternehmens auf den Social Media Kanälen und auch anderen Bühnen, sondern sie identifizieren sich auch sehr stark mit ihrem Arbeitgeber.
Womit könnten Mitarbeiter beginnen? Was ist empfehlenswert und mit überschaubarem Aufwand umzusetzen?
Nicola Ohlenbusch: „Selbstmarketing hängt im digitalen Zeitalter häufig direkt mit der Nutzung sozialer Netzwerke zusammen. Nie war es einfacher, das eigene berufliche Profil darzustellen, sich zu positionieren, zu netzwerken und zu kommunizieren. Nur sehr wenige Berufsgruppen kommen heute ohne grundlegende digitale Kompetenzen aus. Daher ist Social Media neben der Erhöhung des Selbstmarketings und der eigenen Sichtbarkeit eine gute Möglichkeit, digitale Skills unter Beweis zu stellen.
Wichtig ist, mutig zu sein und einfach einmal mit dem Selbstmarketing zu beginnen. Gerade Frauen würde ich gerne ermutigen, an ihrer Sichtbarkeit zu arbeiten und dabei mit ihren individuellen Stärken zu punkten. Aus diesem Grund engagiere ich mich bei den Digital Media Women e.V.. Als Verein unterstützen wir Frauen dabei, im Business sichtbar zu werden und schaffen mit verschiedenen Events und Workshops Plattformen dafür. So vielfältig wie heute, waren die Möglichkeiten präsent zu sein noch nie: Social Media Kanäle, Business-Portale, virtuelle und reale Gruppen, Vereine und Branchenverbände, diverse Netzwerkveranstaltungen, Webiniare, Messen und Veranstaltungen bieten zahlreiche Bühnen.“
Was ist beim Selbstmarketing zu beachten? Was sollte besser vermieden werden?
Nicola Ohlenbusch: „Selbstmarketing sollte immer individuell auf die Person abgestimmt sein. Wichtig ist es meiner Meinung nach, bei der Auswahl der sozialen Netzwerke, anderer Kanäle und Bühnen authentisch zu bleiben. Daher muss einer Positionierung in den sozialen Netzwerken idealerweise eine Selbstreflexion vorausgehen:
– Wo liegen meine Kompetenzen?
– Was will ich erreichen?
– Wo treffe ich meine Berufsgruppe?
– Welche Themen interessieren mich?
Eine zweite entscheidende Frage, die sich jeder stellen sollte, ist, wie viel Zeit kann und will ich in mein Selbstmarketing investieren. Ist die Entscheidung für einen Social Media-Kanal gefallen, heißt das auch, am Ball zu bleiben und das Profil mit Leben zu füllen.
Erstrebenswert ist meiner Meinung nach eher eine Positionierung als Experte in einem klar fokussierten Bereich als eine reine Medienpräsenz. Natürlich können sich Mitarbeiter in verschiedenen Gruppen zunächst einen Überblick verschaffen, um zu analysieren was innerhalb der Berufsgruppe an Themen diskutiert wird. Danach würde ich immer die Festlegung auf einen Themenschwerpunkt empfehlen. Aus Sicht des Unternehmens ist es toll, wenn sich Unternehmensbotschaften in diesem Thema wiederfinden lassen, wie beispielsweise die Förderung von Frauen.
Zusammenfassend würde ich sagen, dass das Selbstmarketing der Mitarbeiter und das Unternehmensmarketing Hand in Hand gehen und sich gegenseitig unterstützen können. Es ist in weiten Teilen eine echte Win-Win-Situation für Mitarbeiter und Arbeitgeber.“
Liebe Nicola Ohlenbusch, vielen Dank für dieses aufschlussreiche Gespräch mit Dir!
Nicola Ohlenbusch lebt und arbeitet in München. Als Personalexpertin unterstützt sie mit Talente-im-Blick Unternehmen im Bereich People and Development. Mit ihrer Begeisterung für die neue Arbeitswelt und New Work bringt sie neue Perspektiven in den Bereich ein. Da ihr die Erhöhung der Sichtbarkeit von Frauen in der Arbeitswelt ein wichtiges Anliegen ist, engagiert sie sich seit 2017 ehrenamtlich bei den Digitalmediawomen e.V..
Thomas Grünewald
Veröffentlicht: 12:35h, 05 DezemberDanke für den Beitrag. Unternehmen werden ihre „Mitarbeiter/Experten im Netz“ künftig nicht mehr nur nicht ausblenden, sondern verstehen, dass sie ihre Arbeitgebermarke anders gar nicht transportieren können. Sprich das Unternehmen wird keine zentralen Botschaften mehr lancieren können, sondern muss Zustände für meinungsführende Mitarbeiter schaffen, die diese dann aus ihrer Perspektive mit ihrem Netzwerk teilen. Mitarbeiter mit hoher Reputation, Reichweite und entsprechender Content-Interaktion werden somit noch wertvoller für Unternehmen. Entsprechend wird auch die Bereitschaft der Unternehmen steigern, die benötigten „Employee Advocates“ zu hofieren …