27 Mrz Warum die TED-Reden so erfolgreich sind
Chris Anderson weiß, was Redner tun müssen, um ihr Publikum in ihren Bann zu ziehen. Der Chef der TED-Ideenkonferenzen hat vor kurzem ein Buch über das Sprechen in der Öffentlichkeit geschrieben, das lesenswert und informativ nicht nur für diejenigen ist, die häufig vor Menschen auftreten und sprechen.
„Ein guter Vortrag ist wirkungsvoller als jedes geschriebene Wort“, davon ist Chris Anderson überzeugt und die TED-Erfolgsgeschichte bestätigt seine These. Die TED-Konferenz, bei der die Abkürzung für „Technology, Entertainment, Design“ steht, hat sich innerhalb von drei Jahrzehnten zu einem der weltweit wichtigsten Foren für den interdisziplinären Austausch von Ideen entwickelt. In kurzen, sorgfältig vorbereiteten Präsentationen stellen die Gäste einem Laienpublikum ihre Themen und Thesen vor. Im Internet wurden diese Vorträge allein im Jahr 2015 über eine Milliarde Mal aufgerufen. Das lag sicher an den spannenden Inhalten, doch ohne eine unterhaltsame Präsentation wäre ein solcher Erfolg nur schwer vorstellbar.
Warum sind TED-Reden so erfolgreich?
Was muss man also tun, um eine erfolgreiche Rede vor Publikum zu halten? Chris Anderson gibt in seinem Buch „TED Talks: The Official TED Guide to Public Speaking“ zahlreiche konkrete Hinweise und Tipps, doch am meisten hat mich der folgende Satz überzeugt: „Bei einem Vortrag kommt es nicht auf Selbstbewusstsein, Bühnenpräsenz oder Wortgewandtheit an. Es zählt nur eins: dass Sie etwas zu sagen haben.“
Maximal 18 Minuten hat ein TED-Redner, eine TED-Rednerin und auch 18 Minuten können dröge, lang und langweilig werden. Deshalb arbeitet Anderson vorab mit den Referenten an Sprache, Inhalten und Auftreten, damit die Zuhörer bis zum Schluss dabeibleiben, wach und aufmerksam.
Anderson lehnt Strickmuster oder feste Schemata ab, denn dafür seien Reden einfach zu unterschiedlich. Unterschätzen Sie Ihr Publikum nicht, es durchschaut aufgepfropfte Regeln und würde sich manipuliert fühlen. „Ihre Rede müssen Sie selbst halten, mit dem Was Sie zu sagen haben, glaubwürdig und vermittelt auf Ihre ganz eigene Art und Weise!“. Mit seinem Buch wolle er nur einen „Werkzeugkasten mit einer großen Bandbreite an Möglichkeiten“ anbieten.
Grundregeln einer erfolgreichen Rede
Trotzdem gibt es für Chris Anderson natürlich Grundregeln für einen erfolgreichen Rednerauftritt.
Plan machen. Auch wenn Sie sich im Thema sehr gut auskennen: Machen Sie sich einen Plan, worüber sie wie und in welcher Reihenfolge sprechen möchten. Andersons Tipp: Fassen Sie Ihre These in weniger als 15 Wörter zusammen. Überprüfen Sie, ob Ihre Punkte für Ihre Argumentation wirklich notwendig sind. Ansonsten – Streichen! Legen Sie Ihren Vortrag kürzer an als geplant, so können Sie ohne ständig auf die Zeit zu achten reden.
Niemals ablesen. Stichwörter. Ein ausformulierter Text verführt zum Ablesen und dieses das Publikum zum Einschlafen. Natürlich ist freies Sprechen das Beste. Doch nicht Jeder ist dazu in der Lage. Also machen Sie sich Stichwörter.
Vertrauensvolle Beziehung zum Publikum. Sie wollen, dass Ihnen das Publikum Zugang zu ihren Köpfen gewährt, also müssen Sie es für sich gewinnen. Das beginnt bereits beim auf die Bühne Kommen. Halten Sie Blickkontakt. Sprechen Sie Ihre Zuhörer direkt an, beziehen Sie sie ein. Verzichten Sie auf Belehrungen!
Keine vollgestopften PowerPoint-Präsentationen. Weniger ist hier mehr. Nutzen Sie Bilder, die Beispiele greifbarer machen oder komplexe Zusammenhänge erklären, zum Beispiel bei technischen Neuerungen. Vermeiden Sie, das Gesagte noch einmal in Stichworten abzubilden – Ihre Zuhörer werden zu Lesern und hören Ihnen nicht mehr zu. Lassen Sie Bilder nur so lange stehen, wie sie zum Gesagten passen, fügen Sie Leerfolien ein. Videos dürfen nie länger als 30 Sekunden dauern – die ganze Aufmerksamkeit Ihres Publikums sollte Ihnen gehören.
Verzicht auf Floskeln. Verzichten Sie auf die Zuhörerschaft nervende Floskeln wie „Meiner Meinung nach“, „äh“ oder „übrigens“, „tiefgreifendem Wandel unterworfen“ oder „in gemeinsamen Dialog eintreten“. Sie brauchen keine Lückenfüller, sondern alle Zeit für Ihr Thema!
Geschichtenerzählen. Das ist nach Anderson die „Königsdisziplin“. Mit Geschichten lassen sich nicht nur komplexe Zusammenhänge verständlich erklären. „Sie erzeugen augenblicklich Interesse, Mitgefühl, Emotionen und Spannung“. Das funktioniert umso besser, je mehr die Geschichte mit Ihnen selbst zu tun hat. Sie brauchen dafür, so Anderson, einen Protagonisten, mit dem sich das Publikum identifizieren sollte, Spannung, ausreichend Details und ein befriedigendes Ende – erhellend, witzig oder bewegend.
Anfang und Ende. Bekannt ist der Spruch: Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck. Anderson betont, wie wichtig ein guter Anfang ist. Nur mit einem solchen erreichen Sie die volle Aufmerksamkeit Ihres Publikums. Ähnlich wichtig ist es, den Abschluss einer Rede gut zu planen, denn die Zuhörer wollen mit einem guten Gefühl entlassen werden. Enden Sie zum Beispiel mit einer Vision oder einem Versprechen oder Sie schlagen noch einmal den Bogen zum Anfang. Weil Einstieg und Schluss sich entscheidend auf den Gesamteindruck eines Vortrags auswirken, sollten Sie diese beiden Teile tatsächlich ausformulieren und vorher auswendig lernen.
Nun können Sie mit der Vorbereitung Ihrer nächsten Rede starten, auch wenn es im Buch natürlich noch sehr viele weitere interessante und bedenkenswerte Tipps gibt. Vielleicht zum Abschluss noch ein Zitat aus dem Buch von Chris Anderson? Der US-amerikanische Präsident Woodrow Wilson soll gesagt haben „Wenn eine Rede zehn Minuten lang sein soll, dann brauche ich ganze zwei Wochen für die Vorbereitung. Für eine halbstündige Rede brauche ich eine Woche. Und wenn ich so lange reden kann, wie ich will, dann muss ich mich gar nicht vorbereiten.“
Fotos flickr: urban_data, TED Talk 2. April 2013; bqmagazineevents, Heinrich Böll Stiftung
Weiterführende Links
- Chris Anderson: TED Talks: The Official TED Guide to Public Speaking
- TEDx events, TED Conferences, LLC
- Ted Talks: Professoren als Popstars, Frankfurter Allgemeine Zeitung
- Jeder Referent sollte sich als Storyteller verstehen, Referentenblog
- Schluss mit Powerpoint und Frontalvortrag? Referentenblog
- Reputationsausbau durch Webinare, Referentenblog
- 7 Tipps: Wie Sie Zahlen geschickter präsentieren, Referentenblog
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Veröffentlicht: 18:26h, 30 JuniVielen Dank für den Tipp. Direkt via Audible gekauft.
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