Unternehmen nehmen Weiterbildung selbst in die Hand

Schon vor Jahren stellte eine McKinsey-Studie unter Top-Managern fest, dass man Weiterbildungskosten um 15 bis 20 Prozent senken kann, wenn firmeninterne Trainings sorgfältiger auf den Bedarf der jeweiligen Zielgruppe ausgerichtet und evaluiert werden. Zwar maßen damals etwa die Hälfte der Befragten der Fortbildung eine “hohe Bedeutung für den Unternehmenserfolg” bei, doch meinten sie gleichzeitig, dass weniger als 60 Prozent der Trainings wirklich effizient und effektiv seien. Auch bei der Ausrichtung von Weiterbildungen an den Unternehmenszielen und der Einbindung in die Geschäftsprozesse sahen die Top-Manager erhebliche Defizite.

DigiMediaL

McKinsey hat im vorigen Jahr daraus selbst Schlüsse gezogen und am Flughafen München das erste eigene Weiterbildungszentrum Capability Center eröffnet. „Wir wollen nicht nur Empfehlungen aussprechen, sondern den Kunden auch zeigen, wie man sie umsetzt“, begründete Claus Benkert, verantwortlich für das neue Projekt, damals den Schritt ins Weiterbildungsgeschäft. Der Consulting-Marktführer betrat damit in mehrfacher Hinsicht Neuland, denn er bietet seitdem nicht einfach nur Trainings für seine Beratungskunden, sondern diese finden im Rahmen von acht aufwendig ausgestatteten Übungsfirmen statt. Dabei findet die Weiterbildung in Echt-Situationen statt und ist effektiver als Wissensaneignung aus Büchern oder Vorträgen. Der „neuartige Trainingsansatz zum erlebnisorientierten Lernen“ bietet ein „echtes Arbeitsumfeld mit realen Bedingungen“ und ein Arbeiten an “konkreten Produkten und Dienstleistungen“, sozusagen „Learning by Doing“. Die Themen sind vielfältig und reichen vom digitalen Marketing eines Internet-Weinshops, über die Preisgestaltung bei Wirtschaftsgütern bis zu Produktentwicklungen nach Maßgabe von Kundenanforderungen.

Nun folgte Ende Februar ein weiterer Großer der Consulting-Branche: Roland Berger Strategy Consultants eröffnete ebenfalls eine firmeneigene Fortbildungseinrichtung, die Roland Berger School of Strategy and Economics (RBSE) in München. Das Workshop- und Trainingsangebot richtet sich erst einmal an die eigenen Mitarbeiter und soll später auf Klienten ausgeweitet werden. Schon im kommenden Sommer wird ein Standort in Peking folgen, 2013 steht ein weiterer in Berlin auf dem Plan. Dr. Burkhard Schwenker, Vorsitzender des Aufsichtsrats von Roland Berger Strategy Consultants und Chairman der neu gegründeten School erklärte zur Eröffnung, mit der neuen Schule wolle man „wichtige wirtschaftliche Entwicklungen über Branchen- und Landesgrenzen hinaus noch frühzeitiger aufspüren und für unsere Kunden bewerten“ sowie „volkswirtschaftliche, betriebswirtschaftliche und gesellschaftspolitische Entwicklungen zusammenführen“. Es geht aber auch um Know-How-Transfer unter den Mitarbeitern und mit externen Experten weltweit, um lebenslanges Lernen, die Verbindung von Arbeiten und Lernen sowie um permanenten Wissensaustausch. Dazu wird es Allianzen mit Top-Universitäten und nationalen und internationalen Organisationen sowie eine eigene Publikationsreihe geben.

Die beschriebenen Entwicklungen sind allerdings nur im Consulting-Bereich so richtig neu, denn Unternehmen haben immer schon das eigene Know-How genutzt, um Weiterbildungen für die eigenen Mitarbeiter beziehungsweise auch externe Interessenten zu organisieren. Zu nennen wären beispielsweise die Ende der 70er Jahre gegründete Grundig-Akademie oder die im Ernst Klett Verlag entstandene, heute selbstständige WBS Training AG sowie die Fresenius Hochschule, eine Fachhochschule in privater Trägerschaft, deren Wurzeln bis zur Fresenius-Unternehmensgründung weit ins 19. Jahrhundert zurückreichen.

Foto: Quelle flickr, Zertifikatskurs „DigiMediaL – Strategisches Musikmarketing“, Foto: Jenny Uhlenbrok

» Aktives Bildungscontrolling gegen Fachkräftemangel? Referentenblog
» Wie wichtig ist Weiterbildung in Agenturen? Referentenblog
» Marktentwicklung bei Kongressen, Referentenblog

1 Kommentar

Hinterlassen Sie einen Kommentar